Der Tierpark Nordhorn hat, genau wie alle anderen Zoos in Deutschland, zurzeit geschlossen. Der Zoo steht im Moment deshalb vor zwei großen Herausforderungen: Zum einen in Corona-Zeiten die Gesundheit von Mensch und Tier zu schützen und zum anderen aufgrund der komplett fehlenden Eintrittseinnahmen einen stringenten Sparkurs zu fahren, um den Erhalt des Unternehmens und der Arbeitsplätze zu sichern. Diese Maßnahmen betreffen nicht nur die vorübergehende Stilllegung aller neuen Baustellen, sondern natürlich alle weiteren Ausgaben.

Aber natürlich sind die 2000 Tiere in 100 verschiedenen Arten noch da und müssen täglich versorgt werden, denn seine Schützlinge will der Tierpark gesund und munter durch diese Krisenzeit bringen. Aber wie läuft eigentlich die Arbeit der Tierpfleger derzeit ab? Die größte Änderung ist sicherlich, dass in den meisten Zoos mittlerweile nur noch in kleinen Teams gearbeitet wird. Speziell im Tierpark Nordhorn wurden vier Tierpflege-Teams mit je 56 Personen gebildet. Jedes Team arbeitet einige Tage am Stück, während die anderen drei zuhause sind. Die Idee dahinter: falls sich ein Tierpfleger mit dem Coronavirus infizieren sollte, muss das gesamte Team wegen des Kontaktes zum Infizierten 14 Tage lang in Quarantäne bleiben. In dem Fall blieben immer noch drei Teams um die Versorgung der Tiere zu gewährleisten.
Normalerweise ist der Tierpark Nordhorn in drei sogenannte „Reviere“ unterteilt. Jeder Tierpfleger ist einem dieser Reviere zugeteilt und arbeitet somit fast ausschließlich mit „seinen“ Tieren aus „seinem“ Revier. Einige „Springer“ arbeiten übergreifend überall. Der Futterküche sind zwei Personen fest, andere im Wechsel zugeteilt. Die Azubis durchlaufen in ihrer Ausbildung alle Reviere, um am Ende die Prüfung zum Zootierpfleger absolvieren zu können.

Im Familienzoo gibt es das sogenannte „Haustierrevier“, das alle Tiere vom Eingang bis zum Ende des Vechtehofes sowie die Außenreviere (Beweidungs-und Naturschutzgebiete) umfasst. Dabei handelt es sich zwar nicht nur um Haustiere – denn Präriehunde, Bisons, Nasenbären und Sika-Hirsche sind nun wirklich keine Haustiere – aber der Name ist trotz neuer Aufgaben bestehen geblieben. Das „Huf-und Raubtier-Revier“ dagegen umfasst tatsächlich überwiegend die im Namen enthaltenen Arten. Zu diesem Revier zählen zum Beispiel die Leoparden, Wildkatzen, Seehunde, Wölfe, Fuchsmangusten, Erdmännchen, aber auch die Geier-Steinbockanlage, die Afrika-Anlage und die Stachelschweine. Der gesamte Rest des Tierparks, also Totenkopfaffen, Kängurus, Streichelzoo, sämtliche reinen Vogelvolieren, das Amphibienhaus, die Futterküche sowie die Auffangstation zählen zum „Affen-Vogel-Revier“.

In Corona-Zeiten allerdings sind die Reviergrenzen aufgehoben worden – die Teams müssen übergreifend arbeiten. Natürlich wird geschaut, wer sich im Team mit welchen Arten am besten auskennt. Aber im Prinzip wird jeder da eingeteilt, wo gerade Arbeit zu erledigen
ist. Das ist ungewohnt, aber auch spannend für die Tierpfleger. Hinzu kommt: Jeder arbeitet, völlig im Gegensatz zum normalen Alltag, möglichst für sich alleine. Abstand halten ist auch bei der Arbeit das Gebot der Stunde! Die Tiere aus den Außenbezirken sind zurzeit sowieso noch im „Überwinterungsmodus“, sprich weitgehend zentral an einem Ort außerhalb des Parks zusammengebracht worden. Im Moment befinden sich die Bentheimer Landschafe noch in der Ablammzeit. Trotz des einsetzenden Frühlings werden die Tiere in den nächsten paar Wochen erstmal weiter in ihrem Winterquartier bleiben. Das spart Zeit und Fahrerei und schützt vor allem die Mitarbeiter vor Fremdkontakten.

Ordnung und Sauberkeit sind ausgewiesene Markenzeichen des Nordhorner Tierparks. Da im Moment keine Besucher durch den Zoo spazieren, kann die Arbeit für die Tierpflege aktuell etwas gestrafft werden. Unwichtigere Arbeiten wie Fensterputzen, Unkraut zupfen oder ähnliches bleiben jetzt in diesen Wochen einfach mal etwas länger liegen. Futter- und Wasserversorgung und die Grundreinigung der Gehege: das ist neben der Tierbeschäftigung das Wichtigste in Corona-Zeiten. Die größte „Zeitersparnis“ stellen jedoch die ausfallenden Informationsfütterungen und die nicht stattfindenden Gespräche mit den Besuchern dar. Da zeigt sich deutlich, wie wichtig dem Tierpark Nordhorn diese Besuchernähe und die Wissensvermittlung ist und wie viel Zeit nicht nur die Zoobegleiter, sondern auch die Tierpfleger hier investieren. Schließlich gehört die Bildung neben Freizeit, Erholung und Forschung zu den Hauptaufgaben von Zoos!

Das gesamte Zooteam hofft sehr, dass der Tierpark schon bald seine Türen für alle Besucher wieder öffnen darf, um ihnen getreu seinem Motto „einen Tag Glück zu schenken“! Bis dahin halten die Tierpfleger ihren Zooalltag und das Aufwachsen einiger ihrer Schützlinge fotografisch und filmisch fest. Auf den Social-Media-Kanälen Facebook und Instagram kann man somit auch in der Zeit der Schließung am aktuellen Geschehen teilnehmen.