April 2024 – Tierpark Nordhorn mit dem BdZ-Biber ausgezeichnet

Begehrte Zoo-Auszeichnung für Gartenschläfer-Nachttierhaus

21 Jahre ist es her, da ging der erste überhaupt verliehene BdZ-Biber bereits nach Nordhorn. 2002 rief der Berufsverband der Zootierpfleger e.V. (BdZ) diese Auszeichnung ins Leben. Jedes Jahr wird eine Anlage bestimmt, die sich durch besonders gute Tierhaltung mit innovativem Charakter auszeichnet. Der BdZ-Biber wird jährlich innerhalb von Deutschland vergeben. Bewertet werden die Anlagen von einem speziellen Komitee des Verbandes aus Tier-, Tierpfleger- und Besuchersicht.

In seinem ersten Jahr ging der Biber an die damals neu errichtete Gemeinschaftsanlage für Gänsegeier und Steinböcke. Für das Jahr 2023 darf man sich nun also in Nordhorn wieder freuen! Der Familienzoo hat sich gegen 12 andere Einrichtungen durchgesetzt und konnte sich den begehrten Preis sichern. Im Fokus diesmal das Nachttierhaus, in dem die bedrohten Gartenschläfer zu Hause sind.

„Wir freuen uns sehr, dass wir den BdZ-Biber an eine recht unerforschte einheimische Tierart vergeben können. Hier wurde eine besonders gelungene Anlage mit geringem Budget und viel Eigenleistung geschaffen. Gleichzeitig ist das Kaltnachttierhaus ein Konzept, was der Besucher relativ selten zu Gesicht bekommt und im Tierpark passt die Anlage hervorragend in das Konzept des „Vechtedorfes“,“ so Max Henkel der Vorsitzende des BdZ-Biberkomitees. Er beschreibt die Anlage aus Sicht des Besuchers, die positiv in die Bewertung des Komitees eingeflossen ist: Eine aufwendige Holzfassade aus dem angefallenen Bruchholz des Parks bietet direkt zu Beginn von außen ein wunderbares Bild, welches an einen Scheitholzstapel erinnern soll. In dieser Außenfassade finden verschiedenste Insekten Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten. Durch einen Tuchvorhang betritt der Besucher den Vorraum des Nachttierhauses. Hier haben die Augen die Möglichkeit sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Weiter im Haus selbst bieten die teils bodentiefen Scheiben einen hervorragenden Einblick in das Leben der Gartenschläfer. Zwei in der Wand eingelassene kleine Höhlen schaffen zusätzliche Möglichkeiten die Tiere zu beobachten. Das Motto „Kulturfolger“ spiegelt sich auch in der Anlage wider. Sie ist als Gartenhütte mit Kreissäge, Fahrrad und Regalen gestaltet und bietet für die Tiere so umfangreiche Versteckmöglichkeiten.

Für die Auszeichnung durch den Berufsverband ebenfalls enorm wichtig ist der Blick auf die Arbeitsabläufe der Tierpfleger. „Abseits des Besucherbereiches ist für die Tierpfleger alles vorhanden. Es steht eine üppige und praktikable Schleuse zur Verfügung, welche neben Lagermöglichkeiten auch Wasseranschlüsse und das digitale Pult für die Beleuchtung bereithält!“ gibt Max Henkel eine Vorstellung davon ab, womit die nun ausgezeichnete Anlage in seinen Augen punkten konnte.

Zoodirektor Dr. Nils Kramer, der den Preis aus den Händen des Komiteevorsitzenden entgegennahm ist ebenfalls vom Konzept des ersten Nordhorner Nachttierhauses überzeugt: „Mit dem Nachttierhaus können wir unseren Besuchern ein völlig neues Erlebnis bieten! Und mit den Gartenschläfern lebt in unserer regionalen Themenwelt nicht nur eine heimische, sondern auch bedrohte Art im Tierpark! Mit etwas Geduld geben die Tiere uns interessante Einblicke in ihre Welt.“

Gartenschläfer (Eliomys quercinus) gehören zur Familie der Bilche (Schlafmäuse). Sie sind nachtaktiv und halten in der Regel einen Winterschlaf. Sie können gut klettern und weit springen. Ihre schwarze Gesichtszeichnung erinnert etwas an „Zorro“. Die kleinen Bilche werden bereits erfolgreich im Nordhorner Tierpark nachgezüchtet und der Familienzoo beteiligt sich an Monitoring-Projekten um mehr über die teilweise noch „unerforschten“ Tiere zu erfahren. Mit einer Reduzierung von rund 50% der Population sind Gartenschläfer von einem massiven Rückgang ihres Vorkommens betroffen. Deutschland ist dabei das Hauptverbreitungsgebiet, der Rückgang hier wirkt sich also auf die Bestände der ganzen Art aus. Hinzu kommt, dass die einzelnen Vorkommen immer isolierter werden und genetischer Austausch damit nicht stattfinden kann. Die Gesamtpopulation gilt (noch) nicht als bedroht, sie sind aber regional schon ausgestorben und stehen in Deutschland daher unter strengem Schutz.

Wer mehr über die kleinen Tiere mit der Zorro-Maske erfahren will, kann auf der Webseite des Zoos unter www.tierpark-nordhorn.de/gartenschlaefer/ unter anderem einen Live-Stream ins Nachttierhaus finden. Außerdem gibt es hier Tipps, wie man dem Wildtier des Jahres 2023 helfen kann. Mit einer einfachen Bauanleitung, die hier zum Download bereitsteht, kann Jeder einen eigenen Beitrag leisten und vielleicht sogar in Zukunft für den Gartenschläfer ein Plätzchen im heimischen Garten schaffen.

Foto: Franz Frieling