Mai 2024 – Tierpark Nordhorn erhält erneut Artenschutzpreis der Stadt Nordhorn.

Nashornkäfer-Projekt bei 3. Preisvergabe ausgezeichnet

Auch für das Jahr 2023 hatte die Stadt Nordhorn einen Artenschutzpreis ausgelobt, an dem sich wieder die verschiedensten Akteure beteiligten. Die Bekanntgabe der Gewinner erfolgte jetzt im Rathaus der Stadt Nordhorn.

Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 15.000 Euro vergeben, wobei der Tierpark Nordhorn für sein Nashornkäferprojekt 3.750 Euro erhielt. Damit gehörte der Familienzoo zu den Siegern.

„Wir freuen uns sehr über die erneute Auszeichnung unserer Artenschutzarbeit! Bereits zum 3. Mal in Folge gehörten wir zu den Siegern und das ganze Team ist darauf sehr stolz,“ so Zoodirektor Dr. Nils Kramer.

Den Preis erhielt der Familienzoo für sein Engagement bei der Umsiedlung einer Nashornkäferpopulation im vergangenen Jahr in Kooperation mit dem NABU Grafschaft Bentheim. Kuratorin Dr. Heike Weber nahm den Preis aus den Händen von Stadtbaurat Thimo Weitemeier und dem Umweltbeauftragten der Stadt Nordhorn, Gerwin Rademaker, entgegen und freute sich sehr: „Herzlichen Dank für die Auszeichnung und vor allem auch für das Engagement der Stadt Nordhorn. Ein tolles Signal für alle, egal ob Privatleute, Kindergärten und Schulen, Vereine oder Firmen, die sich vor Ort in Sachen Artenschutz engagieren und so unseren heimischen Tierarten helfen.“

Die geschützten Nashornkäfer gehören zu den imposantesten Käfern in Deutschland. Günther Tüchter aus Emlichheim fand die großen Larvenstadien der Käfer im Pferdemisthaufen auf dem Grundstück seiner Tochter. Er fotografierte die fingerdicken Larven und schickte die Bilder per Emailanfrage an den Tierpark Nordhorn. Als regionales Arten- und Naturschutzzentrum betreibt der Tierpark Nordhorn auch eine Auffangstation für bedrohte Wildtiere. Hierher gelangen nicht nur Anfragen zu verletzten Wildtieren, sondern auch zu gefundenen Exoten oder eben „unbekannten“ Fundtieren, wie den Käferlarven aus Emlichheim. Anhand der Fotos konnte Kuratorin Dr. Heike Weber die Insekten eindeutig als Larven des Nashornkäfers (Oryctes nasicornis) identifizieren.

Die Larven ernähren sich von Holz-Mulm, also stark zersetztem Totholz. Sie benötigen als Lebensraum naturnahe Wälder mit vielen liegengebliebenen, abgestorbenen Baumstämmen. Da in unseren heutigen Wäldern „aufgeräumt“ und Totholz meist entfernt wird, sind viele Mulm-Käferarten bereits vom Aussterben bedroht. Nashornkäfer jedoch haben sich der veränderten Situation angepasst. Man findet sie in Mitteleuropa mittlerweile häufiger in Kompost- oder Misthaufen, insbesondere, wenn dort auch Sägespäne oder Totholz mit eingearbeitet werden. Weil Nashornkäfer in Deutschland als besonders geschützte Tierart gelten, ist es verboten sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen. Der Pferdemist der Familie Tüchter sollte jedoch auf dem Feld ausgebracht werden, was die Käferlarven sicher nicht überlebt hätten.

So siedelte der Tierpark Nordhorn gemeinsam mit dem NABU Grafschaft Bentheim nach Abstimmung mit der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises die Larven und zusätzlich noch gefundene Käferstadien um. Sie kamen zur „Weißen Riete“, einer Naturstation des NABU in Schüttorf. Hier wurden vor einigen Jahren, an einen Waldstreifen angrenzend, zwei Käfermieten angelegt. Eine davon war noch unbesetzt und bot sich als perfekter Standort für die Nashornkäfer an.

Mit dem Geld aus dem Artenschutzpreis der Stadt Nordhorn soll nun eine Käfermiete im Familienzoo aufgebaut werden. Mit entsprechender Beschilderung können dann die zahlreichen Besucher aufgeklärt werden, wie im Falle solcher Funde vorzugehen ist und wie jeder seinen eigenen Garten lebenswert für viele Tierarten gestalten kann – sogar für Mulm-Käferarten!

Foto (Henrik Eickelkamp – Stadt Nordhorn): Kuratorin Dr. Heike Weber hält den Artenschutzpreis in den Händen. Er wurde überreicht von Gerwin Rademaker, der Umweltbeauftragte des Fachbereichs Stadtentwicklung, Bau und Umwelt (links) und Stadtbaurat Thimo Weitemeier (rechts).

 

Foto (Wilfried Jürges): Männchen des Nashornkäfers mit markantem Horn.

Foto (Wilfried Jürges): Wilfried Jürges und Kuratorin Dr. Heike Weber beim Ausbringen der Nashornkäfer und ihrer Larven an der „Weißen Riete“.

Foto (Wilfried Jürges): Nashornkäfer und große Nashornkäferlarven.