Normalerweise verbringen Weißstörche die jetzigen kalten Wintermonate in Afrika. Sie ziehen nach der Brutsaison in Nordeuropa im Spätsommer/Herbst gen Süden. Es gibt eine Ost- und eine Westroute. Die Störche hier aus Niedersachsen nehmen die Westroute. Doch viele bleiben auf ihrem Weg unterwegs hängen. Wenige bereits in Süddeutschland, viele in Spanien. Wer oder was hält sie dort fest? Die Antwort lautet: leckeres Futter in Hülle und Fülle! Insbesondere Spaniens Müllhalden laden die Vögel zum Festmahl ein. Fisch- und Fleischreste finden sie leicht und in großen Mengen zwischen all dem Abfall. Das ist viel einfacher und verbraucht weniger Energie, als weiter nach Afrika zu fliegen und dort mühsam auf Heuschreckenjagd zu gehen. Gut ist das allerdings nicht. Die Störche können sich beim Schreiten durch den Müll leicht verletzen. Zudem fressen sie oft ungesundes Futter, wie zum Beispiel fettige Pommes. Nicht selten verwechseln die Vögel Gummibänder und Plastikteilchen mit Futtertieren wie Regenwürmern oder Käfern. Solche „Müllschlucker“ verhungern oft, weil ihr Magen vollgestopft ist mit Plastikabfall und keine richtige Nahrung mehr aufgenommen werden kann.

Zwei Weißstörche, die 2019 als Jungvögel im Tierpark Nordhorn beringt und gemeldet wurden, sind seit Ende November bei Madrid in Spanien gesichtet worden. Zum Glück nicht auf einer Müllhalde, sondern in einem Naturschutzgebiet, das vielen Vogelarten als Überwinterungsort dient. Vogelforscher weltweit können die Buchstaben-Zahlen-Kombinationen auf den Storchenringen ablesen und zentral melden. So findet man heraus, wohin und wie weit einzelne Störche im Laufe ihres Lebens fliegen. Die zwei bei Madrid gesichteten „Nordhorner“ sind zum Beispiel mindestens 1.546 Kilometer weit geflogen! Ganz schön weit…

 

Fotos: Wilfried Jürges