Ein Plädoyer für den Schutz der vergessenen Affen Afrikas.
Von „Rettet den Drill“ e.V. (Dr. Heike Weber)

Es ist noch früh am Morgen, doch die beiden Amerikaner Liza Gadsby und Peter Jenkins, die gerade durch Nigeria reisen, entscheiden sich aufzustehen und zu packen. Heute wollen sie einen Markt in Calabar, der Hauptstadt des Bundesstaates Cross River, besuchen. Als sie dort ankommen herrscht schon großer Andrang. Auf Märkten in Nigeria schlägt das Herz Afrikas. Hier kommen die Menschen zusammen, lachen, feilschen, streiten, es ist unglaublich farbenfroh und über dem Gewirr von Stimmen und Lauten liegen hunderte von verschiedenen Gerüchen. Irgendwo in einer Ecke treffen die beiden Biologen allerdings auf etwas, das sie fassungslos macht. Da sitzt völlig verängstigt und zusammengekauert ein kleiner Affe in einem winzigen Käfig. Es ist ein sehr junges, verwaistes Drillweibchen, das als Haustier verkauft werden soll.

Diese Begegnung ereignete sich genauso vor knapp 30 Jahren. Den beiden Amerikanern gelang es damals, den Händler von der Notwendigkeit der Herausgabe des kleinen Drillweibchens zu überzeugen. Und damit begann die beeindruckende Geschichte der Rettung der Drills. Denn seitdem haben Liza Gadsby und Peter Jenkins ihr Leben diesen vergessenen Affen Afrikas gewidmet und blieben – übrigens bis heute – in Nigeria.

Bereits 1991 gründeten sie die erste Schutzstation am Rande der Nigerianischen Hafenstadt Calabar. Zwei Jahre später folgte, in Kooperation mit den dortigen Behörden, im Süden Kameruns der Umbau des alten Zoos von Limbe zur neuen Auffangstation mit dem Namen Limbe Wildlife Center. Und 1996 eröffneten die zwei, erneut in Nigeria, die Afi Mountain Drill Ranch. Sie grenzt fast direkt an das am 04. Mai 2000 gegründete Schutzgebiet Afi Mountain Wildlife Sanctuary, das als eines der letzten, teilweise noch unberührten, Rückzugsgebiete für wildlebende Drills gilt.

„Und da die Gründung des Afi Mountain Wildlife Sanctuarys einen Meilenstein auf dem langen Weg der Schutzbemühungen darstellt, haben wir diesen Tag, den 04. Mai, zum internationalen Tag des Drills erklärt“ sagt Marco Dinter, zweiter Vorsitzender des Vereins „Rettet den Drill“ e.V.. Einige drillhaltende Zoos hatten für den Tag des Drills bereits große Aktionen mit Informationsständen und Kinderbeschäftigung geplant. Durch die aktuelle Corona-Situation und die Schließung der Zoos können diese leider nicht stattfinden. Das bedeutet aber nicht, dass der Tag des Drills ausfällt! „Wir machen am 4. Mai über die sozialen Netzwerke unter dem gemeinsamen Hashtag #dayofthedrill auf die spannenden Affen aufmerksam“, erläutert Dinter. Denn der Drill braucht Freunde und Unterstützer aus Europa, die den Schutzstationen in Afrika finanziell und materiell helfen.

Im Laufe der letzten Jahre wurden immer mehr beschlagnahmte und verwaiste Drills in den Stationen in Kamerun und Nigeria aufgenommen. Hier werden sie veterinärmedizinisch versorgt, aufgepäppelt und zu großen sozialen Zuchtgruppen zusammen gewöhnt. Keines der Tiere wurde je gekauft, um den illegalen Markt nicht anzuheizen. „Oftmals verletzt, unter – oder fehlernährt, in jedem Fall aber schwer traumatisiert, werden diese Tiere von den Behörden beschlagnahmt und zu den Auffangstationen gebracht“, weiß Kathrin Paulsen zu berichten. Die gelernte Tierpflegerin ist erste Vorsitzende des Vereins „Rettet den Drill e.V.“, der die Arbeit von Gadsby und Jenkins seit mehr als 15 Jahren unterstützt. Sie hat auf eigene Kosten schon mehrfach die Stationen besucht und dort mitgearbeitet. Besonders beeindruckt hat sie die Zusammenarbeit mit der einheimischen Bevölkerung. Viele Menschen aus der Region haben hier direkt oder indirekt einen Arbeitsplatz gefunden, sei es als Fahrer, Tierpfleger, Futtermittelanbauer oder auch Lehrer. Denn diese Projekte sind mehr als Artenschutz, sie widmen sich auch den Menschen. Dabei steht die Weitergabe von Wissen zu Themen rund um den Schutz der Drills natürlich im Vordergrund.

Drills gehören übrigens zu den Backentaschenaffen, einer Unterfamilie der Meerkatzenverwandten. Die Männchen sind mit bis zu 30kg Körpergewicht mehr als doppelt so schwer und groß wie die Weibchen. Sie haben stark ausgeprägte Eckzähne und ein auffällig buntes (rot, blau, violett) Hinterteil. Beide Geschlechter haben schwarze Gesichtsmasken und durchstreifen zusammen in Gruppen von bis zu 400 Tieren den tropischen Regenwald. Immer auf der Suche nach etwas fressbarem, wie Früchte, Samen, Blätter, aber auch Wirbellose. Meist sind sie dazu am Boden unterwegs, flüchten bei Gefahr oder zum Schlafen und Ruhen aber auch in die Bäume. Diese, laut IUCN (Weltnaturschutzorganisation) stark gefährdeten Affen kommen nur in Nigeria, Kamerun und auf der Insel Bioko (Äquatorial Guinea) vor; und hier auch nur noch in kleinen, fragmentierten, also voneinander getrennten, Waldstücken. Der Holzeinschlag verkleinert massiv, Jahr für Jahr, die Lebensräume der Drills. Zudem gehört diese Affenart zu den drei am häufigsten in Nigeria und Kamerun gewilderten Arten. Die Jagd ist vergleichsweise einfach, da die Tiere bei Gefahr auf einen Baum klettern und dort leicht von den Wilderern geschossen werden können. Der heutige Bestand der weltweiten Population umfasst nach Schätzungen nur noch ca. 3.000 Tiere.

Falls auch Sie diesen seltenen Affen helfen wollen, werden Sie Mitglied bei „Rettet den Drill“ e.V. oder hinterlassen Sie dem Verein eine Geldspende. Sämtliche Informationen zum Verein und den von ihm unterstützten Projekten in Afrika finden Sie auf der Homepage: www.rettet-den-drill.de


Zusatzinfo

Der Verein „Rettet den Drill“ e.V. – Ein Projekt, das Menschen und Tieren hilft

PANDRILLUS arbeitet in Nigeria und Kamerun als eine so genannte „non-profit-organisation“ (vergleichbar mit der deutschen Gemeinnützigkeit). Die „Pandrillus Foundation“ in den USA genießt ebenfalls diesen Status.

Und auch in Deutschland entstand schon Ende der siebziger Jahre der Wunsch, in Afrika etwas für den Erhalt der Drills zu tun.

Aus der “Aktion Rettet den Drill”, die der frühere hannoversche Tierpfleger Roland Wolf bereits 1988 als erfolgreiche Privatinitiative ins Leben gerufen hatte, wurde im Januar 2004 der eingetragene Verein “Rettet den Drill” e.V. im Tierpark Nordhorn und mit Sitz in Nordhorn (Vereinsregister Osnabrück; VR 130691) gegründet.

Zweck des Vereins ist die Förderung und die Erhaltung der Drills in ihrem natürlichen Lebensraum.

Der Verein setzt sich damit auf unterschiedlichen Ebenen für wesentliche Belange des Tier-, Natur- und Umweltschutzes ein. Die Unterstützung der Projekte von PANDRILLUS in Calabar und dem Afi-Mountain-Reservat in Nigeria sowie dem Limbe Wildlife Center in Kamerun spielen dabei weiterhin eine wichtige Rolle.