25.06.2021 – Leader LAG Grafschaft Bentheim e.V. fördert Projekt mit 50.000 Euro.

Das Vechtedorf im Familienzoo ist schon wieder um ein weiteres Gebäude gewachsen! Diesmal handelt es sich, anders als bei der historischen Schmiede, um ein neu aufgebautes Haus im historischen Stil. Nach langer Planung und natürlich Corona-bedingter Verzögerung konnte das Gebäude am vergangenen Donnerstag seiner Bestimmung zugeführt und für die ersten Gäste geöffnet werden.

Das für den Artenschutz so wichtige Thema „Erhalten durch Nutzen“ erhält hier in der neuen „Dorfmetzgerei“ endlich einen festen Platz! Mitten im Themenkomplex „Vechtewelt“ werden zukünftig, neben festen edukativen Elementen rund um das Thema „Bentheimer Schwein, „Erhalten durch Aufessen“ und „Schlachtung früher und heute“, an bestimmten Tagen die hauseigenen Produkte der tierparkeigenen Gastronomie hinter der passenden historischen Theke zum Kauf angeboten.

 

Das Projekt wurde mit Hilfe von LEADER Mitteln finanziert und durch zahlreiche kleine und große Förderer unterstützt. So stammen die Theke und eine historische Schweine-Transportkutsche aus der ehemaligen Metzgerei Meyer aus dem mittelfränkischen Lauf an der Pegnitz. Zahlreiche weitere Einrichtungsgegenstände und edukative Ideen kommen dagegen aus dem Schlachtereimuseum in Vörden. Entstanden ist so auch, dank der Unterstützung von Architekt Hermann Suntrup, eine urige kleine Dorfmetzgerei, in der die tierparkeigenen Wurst- und Fleischprodukte an einigen Tagen im passenden Kontext zum Kauf angeboten werden. Der Leiter der Tierparkgastronomie, Jörg Kantor, hat zu diesem Zweck mit verschiedenen Partner aus der Region Produkte entworfen, die es in dieser Form nur im Tierpark gibt. Mit dabei natürlich die Gold-prämierte Tierpark-Bratwurst der Fleischerei Eylering aus Nordhorn. Der Meisterbrief des Seniorchefs hängt natürlich standesgemäß an der Wand der Dorfmetzgerei. Von Eylering stammen auch alle anderen Produkte vom Bentheimer Schwein, wie die beliebten Bierbeißer, Mettwurstringe oder die leckere Leberwurst. Produkte vom Galloway Rind und Bentheimer Landschaf hingegen, werden bei der Fleischerei Rathsmann aus Lünne produziert. Neben einer speziellen Rindersalami wird es hier zum Beispiel neue Produkte wie „Peitschen“ geben.

 

Neu sind hingegen fertige Glasprodukte aus der Küche des Gasthauses „De MalleJan“. So können die Besucher Currywurstpfanne, Gulasch oder Bolognese vom Schwein oder Lamm mit nach Hause nehmen und sich so ein wenig „Tierparkfeeling“ auf den Teller zaubern. Regionaler geht es nicht!

 

Dem Tierpark Nordhorn ist es wichtig, die Zusammenhänge in der Erhaltung seltener alter Nutztierrassen wie dem Bunten Bentheimer Schwein transparent zu zeigen. Die historische Vechtewelt im Familienzoo bietet hierfür natürlich den geeigneten Rahmen.

„Uns ist wichtig, Wege transparent aufzuzeigen, wie das Bunte Bentheimer Schwein als unser heimliches regionales Wappentier erhalten werden kann!“ so Zoodirektor Dr. Nils Kramer.

Direkt am Gebäude sind deshalb auch die Hauptprotagonisten, die Bentheimer Schweine, zu finden. Um ihre Geschichte geht es unter anderem in einigen Kurzvideos, die sich die Gäste im Haus ansehen und anhören können. Neben einigen Zoomitarbeitern kommt hier auch der Retter der Rasse „Buntes Bentheimer Schwein“, Gerhard Schulte-Bernd, zu Wort. Natürlich darf des Thema „Schlachten“, also im Kern das „Erhalten durch Aufessen“ in diesem Zusammenhang nicht fehlen. Dieses Thema wird im Tierpark Nordhorn gelebt und kann als „Verwertungskette im Sinne des Artenschutzes“ angesehen werden. Mittlerweile stammen alle Bratwürste in der zooeigenen Gastronomie von den eigenen Tieren. Das bedrohte Bentheimer Schwein aber auch das Bentheimer Landschaf haben nur dann eine Chance, wenn deren hochwertige Produkte auch vermarktet und verzehrt werden. Nur dann entsteht eine für die Arterhaltung ausreichend breite Zuchtbasis.

„Den Zoobesuchern soll in der Bildungsarbeit ein umfassendes und ehrliches Bild von der Arbeit und der Tierhaltung bzw. -nutzung im Allgemeinen gegeben werden.“ So Dr. Nils Kramer weiter. „Strom kommt eben nicht einfach aus der Steckdose und Fleisch nicht aus der Kühltheke. Ein Ferkel vom Bentheimer Landschwein ist zwar niedlich, wächst aber auch im Tierpark Nordhorn nicht allein für den Streichelzoo auf.“

 

Diese Botschaft zu vermitteln wird in Zukunft durch die neu entstandene „Dorfmetzgerei“ noch besser gelingen und wird zukünftig hoffentlich zu einem besseren Verständnis für die zugrundeliegenden Kreisläufe bei den Besuchern führen.

 

Der Verkauf der Produkte in der Dorfmetzgerei ist zunächst an den Samstagen und Sonntagen fest eingeplant. Zudem sollen in den Ferien (NRW, Niedersachsen und Niederlande) auch wochentags ab Mittag die Produkte erworben werden könne. Zu diesem Zweck soll zukünftig ein festes ehrenamtliches Team aufgebaut werden und die Gastronomische Abteilung in ihrer Arbeit unterstützen. Dabei steht nicht der Verkauf im Vordergrund, sondern natürlich die Vermittlung der Zusammenhänge und der unterschiedlichen Produktionen früher und heute. Der Tierpark bleibt seinem Motto dabei treu die „Vechtewelt“ erlebbar zu machen und das geht nur durch Menschen, die für die Besucher da sind und diese begeistern. Potentiell Interessente für ein Ehrenamt im Zoo können sich unter www.tierpark-nordhorn.de/ehrenamtliches-engagement-im-tierpark-nordhorn/ informieren und unter jobs@tierpark-nordhorn.de bewerben.

Foto Franz Frieling