Juni 2022 – Der Brachvogel steht auf der ROTEN LISTE – was bedeutet das?
Eine Geschichte von Dr. Heike Weber.

Erst vor kurzem ist eine neue ROTE LISTE der Vögel, die in Niedersachsen und Bremen brüten geschrieben worden. Aber was ist das eigentlich, eine ROTE LISTE? Im Grunde ist das ein Heft, in dem alle Informationen zur Gefährdung und zum Schutz einer Tiergruppe aufgeschrieben werden. Es gibt Rote Listen für alle möglichen Tiergruppen: Für Wildtiere, für seltene Haustierrassen und eben auch eine für die Brutvögel in Niedersachsen und Bremen. Denn von denen sind viele schon seit Jahren stark gefährdet. Jedes Jahr wird neu gezählt, ob ihre Anzahl steigt, gleichbleibt oder gar sinkt. Und jedes Jahr werden Möglichkeiten besprochen, wie man diese gefährdeten Brutvögel besser schützen könnte. Leider jedoch zeigt die neue ROTE LISTE, dass fast die Hälfte unserer Brutvögel (nämlich 43%) immer noch gefährdet sind.

Eine gefährdete Vogelart ist zum Beispiel der Große Brachvogel. Er gilt sogar als vom Aussterben bedroht! Wiesen, auf denen er ungestört brüten kann, gibt es kaum noch. Auf den meisten Flächen wird Ackerbau betrieben oder es werden Häuser und Straßen gebaut. Die feuchten Wiesengebiete, wo diese Vogelart brütet und ausreichend Futter zum Leben und zur Aufzucht der Jungtiere finden könnte, gibt es kaum noch. Und deshalb gibt es auch immer weniger Große Brachvögel. Der Tierpark Nordhorn versucht hier schon seit Jahren zu helfen und unterstützt aktiv die Wiesenvogelforscher. Wenn Brachvogelnester in Gefahr
sind, dann dürfen die Forscher die Eier zum Tierpark bringen. Hier werden sie in einer Brutmaschine ausgebrütet. Nach dem Schlüpfen werden die jungen Brachvögel mit Spezialfutter aufgezogen. Und kurz bevor sie fliegen können holen die Forscher sie wieder ab. Sie setzen die Jungvögel zu anderen, gleichaltrigen Brachvögeln. So lernen sie in einer Art „Kindergartengruppe“ das Fliegen und Futter suchen in der Natur. Einige Brachvögel, die im Tierpark groß geworden sind, brüten mittlerweile selber in den Feuchtwiesen von Niedersachsen. Das ist ein toller Erfolg!