April 2025 – 2. Brachvogelsymposium im Tierpark Nordhorn

Die Grafschaft Bentheim, wie auch der gesamte Westen Niedersachsens, ist einer der bedeutenden Lebensräume für Wiesenvögel wie den Großen Brachvogel. Die Bestände gehen seit Jahren aber immer weiter zurück. Zwar gibt es noch einige Brutpaare, aber diese Altvögel schaffen es nicht mehr, ausreichend Küken groß zu ziehen und damit die Bestände dauerhaft stabil zu halten. Um über die Ursachen und Maßnahmen zur Hilfe für den Brachvogel zu sprechen, trafen sich rund 50 Interessierte und Akteure im Tierpark Nordhorn zum 2. Brachvogelsymposium. Neben Informationen und gegenseitigem Austausch, stand vor allem die Frage nach anwendungsbezogenen und praktikablen Lösungsansätzen im Vordergrund der Vorträge und Gespräche.

„Der Brachvogel ist der Charaktervogel der Grafschaft,“ so Zoodirektor Dr. Nils Kramer. „In unserer Region haben wir eine besondere Verantwortung ihn zu erhalten. Als Schirmart kann sein Schutz dabei vielen anderen Arten helfen!“

Als regionales Arten- und Naturschutzzentrum ist der Tierpark Nordhorn seit Jahren ganz aktiv bei der Bestandssicherung des Brachvogels und im engen Austausch mit allen beteiligten Akteuren. Durch das Ausbrüten und die Aufzucht von jungen Brachvögeln, sowie die anschließende Wiederauswilderung in geeigneten Gebieten, können die Bestände des Brachvogels gestützt werden. Aus der Region, aber auch aus ganz Niedersachsen, werden so Eier von nicht zu rettenden Gelegen in den Tierpark gebracht. Da der Brachvogel streng geschützt ist, kann die Entnahme der Eier immer
nur in ganz seltenen Ausnahmefälle und in Rücksprache mit den zuständigen Behörden erfolgen.

Durch die Technisierung der Arbeit der Jägerschaften bei der sogenannten Jungtierrettung, also dem Absuchen von Äckern und Wiesen vor der Feldbearbeitung zur Verhinderung des Mähtods, werden zunehmend nicht nur vermehrt Junghasen und Rehkitze gerettet, sondern auch immer häufiger Gelege verschiedener Vogelarten entdeckt. Dank der Wärmebildkameras und der besseren Übersicht, die durch den Einsatz von Drohnen erreicht wird, konnte die Effizienz bei dieser ehrenamtlichen Rettungsarbeit in den letzten Jahren deutlich gesteigert werden.

„Auf dem Brachvogelsymposium stehen die vier Säulen des Brachvogelschutzes im Mittelpunkt: Lebensraumerhaltung, Nahrungsangebot, Prädationsmanagement und Bestandsstützung,“ so Kramer in seinem Eröffnungsvortrag. „Der Austausch der verschiedenen Akteure steht dabei im Fokus um gemeinsam mehr zu erreichen. Jeder Lebensraum verdient eine eigene angepasste Entscheidung über die durchzuführenden Maßnahmen!“

Zur angepassten Lebensraumgestaltung referierte der wissenschaftliche Leiter der Ökologischen Station Grafschaft Bentheim – Emsland Süd (ÖGE), Johannes Weise, und stellte anhand verschiedener Beispiele geplante und vor allem bereits umgesetzte Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen in der Region vor. So wurden zum Beispiel im Bereich des Syenvenns auch Heckenstrukturen entfernt, um den Lebensraum für Wiesenvögel zu verbessern und den Fressfeinden (Prädatoren) weniger Deckung zu bieten.

„Während anderswo die Anlage von Hecken eine wertvolle Maßnahme ist, sind sie im Wiesenvogelschutz eher hinderlich,“ so Weise.

Dr. Marcel Holy berichtete von den Schutzmaßnahmen am Dümmer. Hier ist über die Jahre eines der größten zusammenhängenden Schutzgebiete für Wiesenvögel entstanden. Er betonte in seinem Vortrag, dass die Herstellung geeigneter Lebensräume die Grundlage für den Erhalt der Art ist.

Bilder:
Großer Brachvogel.

Die Referenten des 2. Brachvogelsymposium im Nordhorner Tierpark (von links nach rechts: Dr. Heike Weber, Johannes Weise, Dr. Marcel Holy, Lisa Giese und Dr. Nils Kramer).