März 2025 – Liebesurlaub für den Artenschutz.

Nordhorner Amurleopard Baikal für einige Monate zu Gast in Olomouc (Tschechien).

Am gestrigen Montagmorgen begann der Tag für Amurleopard Baikal im Tierpark Nordhorn so ganz nach seinem Geschmack. Tierpflegerin Marie Neuhaus hatte in den letzten Wochen schon fleißig mit ihm geübt und so ließ sich die große Raubkatze ganz ohne Stress von ihr in eine geräumige Transportkiste locken – natürlich mit Hilfe einer leckeren Belohnung. Im Unterschied zu den Übungstagen öffnete sich die Kiste nun nicht nach wenigen Augenblicken, sondern wurde behutsam in einen Transporter geladen. Das Ziel: der Zoo in Olomouc, der sechstgrößten Stadt Tschechiens. Hier wartet nach einigen Tagen der Eingewöhnung eine nette Amurleopardenkatze auf den fast 7-jährigen Kater.

Der Hintergrund der Aktion ist so einfach wie bedeutsam: Arterhaltung. Die Amurleoparden sind die seltensten Großkatzen der Welt. „In der Wildbahn war der Amurleopard schon fast ausgerottet! Weniger als 50 Tiere konnten noch gezählt werden,“ so der Nordhorner Kurator Dr. Dirk Wewers. „Nur dank großer Artenschutzanstrengungen aller Beteiligten und der unter Schutzstellung des Lebensraumes konnten die Bestände dieser faszinierenden Tiere wieder auf etwa 100 angehoben werden!“ so Wewers weiter.
Aktuell wird im drittgrößten Niedersächsischen Zoo eine neue Leopardenanlage gebaut. Dann ist auch in Nordhorn die Zucht der seltenen Katzen wieder möglich und eine Gefährtin für Baikal bereits in Aussicht gestellt. Da der Kater jedoch genetisch sehr bedeutsam für die Erhaltungszucht ist, hat die offizielle Zuchtbuchkoordinatorin des Europäischen Zooverbandes EAZA die Empfehlung zu einem „Liebesurlaub“ gegeben. In Olomouc sitzt eine genetisch perfekte Partnerin für Baikal und so ging dieser gestern quasi auf einen Liebesurlaub für den Artenschutz.
In den Erhaltungszuchtprogrammen (EEP) wird die Arterhaltung bedrohter Tiere von den Zoos europa- bzw. weltweit organisiert. Viele Aspekte sind hierbei von den Zuchtbuchkoordinatoren zu berücksichtigen, um das Ziel von genetisch gut aufgestellten Tierbeständen zu erreichen. Zuchtempfehlungen, wie sie nun für den Nordhorner Kater Baikal ausgesprochen wurden, zählen als ein wesentliches Element dazu. Die beteiligten Zoos nehmen freiwillig an diesen Zuchtprogrammen teil, um den bedrohten Arten eine Zukunft zu geben.
„In Nordhorn wollen wir unseren Teil dazu beitragen, diese Art weiter zu erhalten und die Bestände in Zukunft zu stabilisieren,“ so Zoodirektor Dr. Nils Kramer. „Die genetische Bandbreite auszubauen ist gerade bei einer nur noch geringen Anzahl von Individuen immens wichtig!“ so Kramer weiter. „Gerne beteiligen wir uns an diesem Artenschutzprojekt und freuen uns, wenn Baikal in einiger Zeit wieder zurück nach Nordhorn kommt!“

Die Information, dass der Kater am späten Montagabend gut in Tschechien angekommen ist, freute den Nordhorner Kurator bei einem Blick in die Emails am Dienstag besonders. „Die Tschechen haben geschrieben, dass sie Baikal gut in Empfang genommen haben und er seine neue Übergangsunterkunft ganz ruhig bezogen hat,“ so Dirk Wewers. Nun hoffen alle Zoomitarbeiter in Nordhorn und Olomouc und die Zuchtbuchkoordinatorin, dass sich Kater und Katze gut verstehen und die Katze in einigen wenigen Monaten Nachwuchs zur Welt bringt. Dies wäre ein wirklich großer Beitrag zum Erhalt der wunderschönen Tierart.

Fotos: Edith Albuschat