Tierbestand alljährlich auf dem Prüfstand

Egal ob Haare, Federn oder Schuppen – einmal pro Jahr müssen alle Tiere des Familienzoos ran. Die Inventur, ein Vorgang den man aus dem Supermarkt oder anderen Geschäften zum Jahreswechsel kennt, findet auch in einem Tierpark statt. Hier wird dann gezählt, gemessen und gewogen was das Zeug hält. „Bei Tierarten wie den Faultieren oder Leoparden ist das natürlich relativ einfach!“, so Zooinspektor Marcel Matjeka. „Aber bei den großen Vogelschwärmen in der Voliere mit „Gefiederten Australiern“ ist es mitunter schwer die genaue Anzahl der Vögel zu ermitteln. Da müssen mehrere Tierpfleger zusammen arbeiten und auf möglichst genaue Schätzungen zurückgreifen.“

Die Daten landen dann auf dem Schreibtisch der Zootierärztin und Kuratorin Dr. Heike Weber, die alle Daten zusammenfügen und den Behörden melden muss. Spätestens Mitte des Monats muss die Zählung abgeschlossen sein. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Bestand im Tierpark Nordhorn erhöht. Auf gut 2000 Tiere in mehr als 100 verschiedenen Arten kommt der Zoo zum Jahreswechsel. Dabei gab es insgesamt keine großen Veränderungen im Artenbestand, aber im Säugetierbereich sind dem ein oder anderen Besucher als Neuzugänge vielleicht die Vierhorn- oder Jakobschafe und Fuchsmangusten aufgefallen. Für die Zooschule wurden zudem Königspythons angeschafft, die schon intensiv im Zooschulunterricht eingesetzt wurden.

Ob es im Verlauf des Jahres bei etwa 2000 Einzeltieren bleibt, hängt von vielen Faktoren ab. Zum einen von der Vermehrungsrate einiger Arten, aber auch vom Tausch einzelner Tiere mit anderen wissenschaftlich geführten Zoos in Europa. Besonders bei den Arten, für die es Erhaltungszuchtprogramme im Rahmen des ex-situ-Artenschutzes gibt, entscheiden zum Teil Zuchtbuchführer darüber, ob bestimmte Tiere mit anderen Zoos getauscht werden, um so einen stabilen und gesunden Tierbestand für mögliche Auswilderungsprojekte aufzubauen oder zu erhalten. Im vergangenen Jahr gelang es dem Tierpark als Arten- und Naturschutzzentrum zum Beispiel zum ersten Mal seit ihrer Ankunft mit einem Küken bei den seltenen Waldrappe zur Erhaltungszucht beizutragen.

Bei den regionalen Nutztierrassen, allen voran dem Bunten Bentheimer Schwein und dem Bentheimer Landschaf, funktioniert das bereits seit Jahren sehr erfolgreich. Hier wird auch mit anderen Züchtern und Haltern getauscht um die Zuchtbasis zu verbreitern und letztendlich den Erhalt der Rassen zu sichern. Allerdings werden hier auch gezielt Produkte wie die Wurst vom Bunten Bentheimer regional vermarktet. „Diese für die Grafschaft Bentheim so wertvollen Tiere standen vor dem Aussterben, weil sie keine Funktion mehr hatten. Die Schweine waren zu fettreich und Schafe wollte auch keiner mehr halten.“ so Kuratorin Dr. Heike Weber. „Erhalten durch Aufessen – dieses Motto bringt es auf den Punkt. Die regionale Vermarktung und das Angebot in der tierparkeigenen Gastronomie sind sehr erfolgreich. Die Produkte und damit die Tiere haben heutzutage wieder viele Freunde. Damit haben diese Rassen eine echte Überlebenschance!“